Hausbau im Mittelneolithikum

Konstruktion Schnitt und Ansicht alle Maße befinden sich im Raster des kG, fallende Traufe
Verschiedene Gibelvarianten nach Befund

 

 

 

Grundlagen

 

Bautechnisch unterscheiden sich die Häuser der späten Bandkeramik von den Hausbauten des Mittelneolithikums  dadurch, dass nicht nur die Außenwände trapezförmig bis rundlich angeordnet wurden, sondern auch die tragenden Pfosten des Innengerüstes.

In der konstruktiven Beurteilung dieser Häuser, muss deshalb von der bisher ausgeführten Pfettendachkonstruktion in der Weise abgewichen werden, dass es weder eine auf die Außenwand aufgelegte Fuß- noch eine Mittelpfette gab.

Der Konstruktive Zusammenhalt wird durch einen Dreiecksverbund gewährleistet ähnlich einem Sparrendach wobei alle Konstruktiv tragenden Pfosten sich im Rastermaß des kG befinden. (Abbildung)

 

Trotz den prägnanten konstruktiven Abweichungen gegenüber der bandkeramischen Bautechnik, ist sowohl in der konstruktiv bestimmenden Maßfestlegung, wie in der Methode beim aufrichten der Häuser, von der gleichen traditionellen Baumethode auszugehen.

Allerdings zwingen die aus den Befunden abzuleitenden großzügigen Raumaufteilungen, zu neuen konstruktiven Überlegungen.

Dies ist neben einer mehr individuell gestalteten Nutzungsmöglichkeit   insbesondere in den unterschiedlichsten Giebelgestaltungen und Vorraumüberdachungen zu erkennen.(Abbildung)

 

In der konstruktiven Beschreibung der Häuser, ist es wegen den individuell ausgeführten Zimmereitechniken, die nicht so wie im bandkeramischen Hausbau als typisiert bezeichnet werden können,  die einzelnen Bauabschnitte nach Befundlage „separiert“  zu beschreiben.

 

Befund und Konstruktion

 

An Stelle eines Pfettendaches mit fünf Auflagepunkten, wurden die Häuser der Großgartach-Rössener Kulturstufe, konstruktiv ähnlich einem Sparrendach, in Mischbauweise ausgeführt.

Das Kerngerüst bestehend aus einer mittig angeordneten 3 kG hohen Pfostenreihe zur Auflage einer Firstpfette, sowie einem trapezförmig angeordneten Innengerüst dessen Pfosten im Raster einer ein kG hohen Pfostenreihe eingegraben wurden.

 

Mittels quer gelegten Zangen und den aufgelegten Sparren (Rofen), entsteht ein Dreiecksverbund, ähnlich dem erwähnten Sparrendach.

Es gib bei dieser Art der Konstruktion, weder eine Mittelpfette noch Pfetten die auf die Außenwände aufgelegt wurden. 

Im NW des Gebäudes beträgt der konstruktive Abstand gemessen am Innengerüst 2 kG, wobei an der breitesten Stelle im SO, drei kG gemessen werden.

Dieses Maßverhältnis 2 : 3 ist bei allen Häusern dieser Kulturstufe das konstruktionsbestimmende Element.

 

In Verbindung mit dem drei kG hohen First, entstehen wegen der Trapezform der Grundkonstruktion unterschiedliche Dachneigungen, deren Winkel im NW 45 ° und nach SO auf ca. 52° ansteigt.

Dieser Winkel muss nicht bestimmt werden, sondern entsteht durch die Vorgehensweise beim Aufbau sowie einer sinnvollen Bauabfolge von selbst.

 

Diese konstruktive Eigenheit hat unmittelbare Auswirkung auch auf die Art der Giebelgestaltung, sowie der äußeren Form der Häuser.. (Siehe Abbildung)

Wegen dem rundlichen auseinander streben der Außenwand im Verhältnis zur Mittelflucht, entstehen wie im Hausbau der Bandkeramik (Bautyp II) auch, fallende Traufhöhen. Zusätzlich vergrößert sich wegen der Trapezform des Innengerüstes, die Dachfläche an der breitesten Stelle der Konstruktion.

 

Wenden wir uns uns nun zunächst den Befundstruktur im NW der Häuser zu.

Es ist festzuhalten, dass es je nach Befund, zwei Möglichkeiten der Giebelgestaltung gibt.

Ist in der Verlängerung der Mittelachse in Höhe des Giebels im Befund ein Pfostenloch vorhanden, so ist dieser Pfosten in  2  kG hoch.

 

Im Verhältnis zur konstruktiven Breite von 2 kG  im NW, entsteht nach dem Auflegen der Firstpfette, eine Maßdifferenz von einem kG.  DerDachneigungswinkel beträgt hier zunächst 45°, der langsam bis auf ca.52°bis zur breitesten stelle des Gebäudes ansteigt.

In Häusern dieser Kulturstufe gibt es keinen, wie z.T. in der Fachliteratur beschrieben, keinen einheitlichen Dachneigungswinkel. 

Bezug:"Helmuth Luley, Urgeschichtlicher Hausbau in Mitteleuropa, 1992 Band 7, 65,83"

 

Ist im Befund kein Mittelpfosten im Bereich der Giebelwand zu erkennen, so ist hier von einem Walmdachkonstruktion auszugehen.

Dessen Eckpunkte werden durch das zwei kG breite Innengerüst, und  der drei kG hohen Firstpfette, des Hauptgebäudes gebildet.

Nur so entsteht ein steiler Dachneigungswinkel, der Regen und Schnee, ohne Staunässe zu bilden abgleiten lässt. Der Winkel kann durch Verlängerung der Firstpfette variabel von 45° bis ca. 52° gestaltet werden.

Alle konstruktiv zu bestimmenden Abmessungen befinden sich im Raster des kG. 

 

Alle konstruktiven Befundmerkmale werden durch auf das kG bezogene Rastersystem auch im SO-Giebel zu bewerten.(Siehe Zeichnung)

Sie sind so variabel ausgeführt, dass sie für jedes Haus nur separiert beschrieben werden können.

 

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Im SO sind die Giebel je nach Befund, in der konstruktiven Ausführung zu unterscheiden:

 

Häuser mit steil stehenden Giebelwänden, mit vorstehendem First und Außenwand. Urgeschichtlicher Hausbau in Mitteleuropa, 1992, Seite 215,57 219,65 221,68 224 !?).

Auf der Vorderseite mit einem frei überdachten Vorraum, als Rundwalm oder als Satteldach ausgeführt. (Seite 216, 58, 59 218, 62,63 219, 64 220, 221,67 222, 70 223)

Häuser nur mit kurzem Vorraum mit Walm oder Satteldachkonstruktion 214,55 221,67,68 222,70 (Siehe Abbildung)

 

Sonderformen mit weit aus der Mittelflucht abweichenden Außenwänden:

 

Das erfordert eine Grundgerüstverbreiterunge, mittels zweier seitlich auf das Grundgerüst gelegten Pfetten.

Diese ermöglicht es, weit aus der Mittelflucht abweichende Außenwände, konstruktiv mit dem Dach zu verbinden. (Seite 214,215,216, 59 224, 72).

 

Bautypen im mittelneolithischen Hausbau

 

Bautyp I

 

Es handelt sich bei diesem Bautyp um ein relativ kurzes Gebäude, wobei die Innekonstruktion im Rastermaß des kG von NW nach SE im Verhältnis 2 : 3 aus der Mittelflucht abweicht.

Dieses Maßverhältnis ist bei allen mittelneolithischen Hausbauten konstruktives Merkmal.

Die begleitende Außenwand kann rundlich oder ebenfalls trapezförmig aus der Gebäudemittelflucht abweichen.

Die Dachneigung beträgt im NW 45° und steigt nach SE auf 52° an

 

Bautyp II

 

Hier handelt es sich durchweg um Langbauten, die in zwei Bauabschnitte zu unterteilen sind.

Im ersten Bauabschnitt (BAI) verläuft die tragende Innenkonstruktion, wie zuvor im Maßverhältnis 2 : 3 trapezförmig.

Nach erreichen der konstruktiv bestimmenden Breite des Innengerüstes von 3 kG verläuft ab hier, die innere Konstruktion nicht mehr trapezförmig, sondern parallel zur Firstlinie.

Die Außenwand weicht nur noch leicht aus der Mittelflucht ab. Die größte konstruktive Breite

des Innengerüstes beträgt drei kG.

Im Bauabschnitt II beträgt der Dachneigungswinkel durchweg 52°

 

Der Aufbau

 

Die Aufbauweise für diese Bautypen, hat der Verfasser ausführlich in der Beschreibung zu seiner Rekonstruktion eines Rössener Hauses in Bad Krozingen beschrieben und durch Abbildungen dokumentiert.

Es entstand hier unter Anwendung der bisherig beschriebenen Maß und Aufbautechnik ein Befund, der den Befunden entspricht wie ihn unsere neolithischen Vorfahren uns hinterlassen haben.

Aufbautechnik und Form dieses Hauses entspricht den vorgaben der experimentellen Archäologie, wie sie von Prof. M. Fansa, Leiter des Museum Mensch und Natur in Oldenburg formuliert hat.

 

Schlussbemerkung

 

Der Verfasser nimmt Bezug auf die rekonstruktiven Ausführungen die von der Universität Köln 1992 , zur „Prähistorischen Archäologie“ veröffentlicht wurden. (Urgeschichtlicher Hausbau in Mitteleuropa Band 7, 1992)

 

Sämtlich hier ausgeführten rekonstruktiven Beschreibungen entsprechen weder maßtechnisch, noch konstruktiv, den Möglichkeiten wie sie für das Mittelneo-lithikum vorausgesetzt werden können.  

Auch dann nicht, wenn auf „Spezialisten“ die für den Aufbau der Häuser   verantwortlich gewesen sein sollen, hingewiesen wird.

 

Der neolithische Hausbau ist in seiner Kulturabfolge auf Traditionen begründet und benötigte, weder eine vorausgehende Bauplanung , noch pseudonym benannte Spezialisten (S.60 u.93) mit mathematischen sowie messtechnischen Kenntnissen, die entsprechend der Zeitstellung als nicht gegeben vorausgesetzt werden können.

 

Im rekonstruktiven Nachbau neolithischer Häuser, steht deshalb nicht die Frage im Mittelpunkt, wie kann durch ausmessen von Pfostenabständen im Befund, das darüber stehende Haus rekonstruiert werden, sondern es ist zu klären, was für eine Methode beim Aufbau der Häuser dazu geführt hat, wie  dieser Befunde entstehen konnte ?

 

Die frühen Baumeister konnten zur maßlichen Festlegung ihrer Konstruktionen auf keine vorhandenen Befunde zurückgreifen, sondern haben diesen durch die traditionelle Anwendung eines  individuell bestimmten kG und der Methode beim Aufbau bestimmt.

Nur so ist das entstehen systemgleicher Befunde,  sowie die Entwicklung der verschiedensten Konstruktions und Aufbautechniken im Sinne der experimentellen Archäologie, zu erklären.

 

Abbildungen:

 Bild 1  Giebelansicht und Längsschnitt

           Rössener-Haus Inden I, bau Nr.9, Längsschnitt und Giebelansichten

           Konstruktion im Rastermaß. Es entstehen mit der Anwendung eines kG

           in allen Dimensionen keine Zwischenhöhen, die durch die neolithischen

           Bauleute messtechnisch nicht bestimmt werden konnten.

           Aufbausystem Sepp Albrecht.

           Vergleich: H.Luley, Neolithischer Hausbau in Mitteleuropa, 83-85

 

 

Bild 2   Giebelvarianten nach  Befundauswertungen verschiedener

           Hausgrundrissen.

 

Literatur:

Helmuth, Luley 1992, Urgeschichtlicher Hausbau in Mitteleuropa, Band 7, Beitrag zu Universitätsforchungen prähistorischer Archäologie.

Sepp Albrecht, Experimentelle Archäologie in Europa, Bilanz 2003, Hrsg.

Maomut Fansa, Museum Natur und Mensch, Oldenburg,2003.

Benutzer Catou, Hausbau im Neolithikum

Sepp Albrecht, 2000, unveröffentlichter Bericht "Neue Erkenntnisse im neolithischen Hausbau in Mitteleuropa.

Zeichnungen und rekonstruktiver Aufbau Sepp Albrecht 2003, in "Neue Erkenntnisse im neolithischen Hausbau in Mitteleuropa.