Die Bandkeramik im südlichen Breisgau
Landschaft, Beobachtungen, Funde, Ausgrabungen
Der Verfasser beschäftigt sich schon seit einer Reihe von Jahren mit der Urgeschichte des südlichen Breisgaues. Das Interesse konzentriert sich auf die „Mengener Brücke" und deren Umgebung.
Die Mengener Brücke ist eine Löshügelkette die ausgehend im Nordwesten der Freiburger Bucht am Tuniberg ausgehend nach Südosten verlaufend, die Vorbergzone des Schwarzwaldes bildet.
Tiengen, Munzingen, Schallstadt-Mengen und Leutersberg, sind Ortschaften die sich auf dem Rücken dieser Lösdünen befinden.
Sie bildet einerseits die Wasserscheide zwischen den Niederterrassen der Rheinebene und den schotterreichen Böden des nördlichen Dreisamtales (Freiburger Bucht).
Als Teil einer geologischen Abbruchkante zur Rheinebene, von Nordwest nach Südost verlaufend, erhebt sich im Nordwesten der Tuniberg als Kalkscholle über einhundert Meter aus der Landschaft.
Eine weitere Bruchkante verläuft von Mengen aus in südliche Richtung, nach Bad Krozingen- Biengenmit dem Bengener- und Krozinger-Berg als Eckpfleiler.
Aus der Rheinebene sanft ansteigend, lagerte sich der angewehte Lös hier bis zu den Vorbergen des Schwarzwaldes plateauartig ab.
Zwei kleinere Flüsse durchfließen im Süden das vom Verfasser untersuchte Gebiet.
Einmal ist es die Möhlin, die aus mehreren kleineren Seitenbächen des nördlichen Schauinsland gespeist, zunächst von Südost nach Nord verläuft, um nach Süden veraufend abweichend das
Schneckental durchquert.
Bei Ehrenkirchen ändert sie erneut die Richtung, um bei Offnadingen und Bad Krozingen-Biengen, das lösbedeckte Plateau, in nördlicher Richtung zu durchbrechen.
Zum anderen ist es der Neumagen der seinen Ursprung an der Südflanke des Schauinsland hat.
Er durchquert das Münstertal, die Staufener-Bucht, sowie Bad Krozingen um dann nördlich von Bad Krozingen in die Möhlin einzumünden, die ihrerseits bei Breisach in den Rhein mündet.
Die eigentliche Mengener-Brücke und zwar deren Westflanke wird durch zahlreiche kleinere Bäche entwässert.
Vom Tuniberg ausgehend sind dies, der Rossbach, der Mättlegraben, der Märzengraben, der Riedgraben sowie der Brunnengraben.
Vereint als Riedgraben fließen sie in nördlicher Richtung am Tuniberg vorbei, um in den Niederterrassen nördlich von Hausen (Wassereinzugsgebiet von Freiburg) zu versickern.
Diese Kurzbeschreibung der Kleinlandschaft des südlichen Breisgaues zeigt die Situation so wie wir sie heute kennen.
Jede Zeitepoche hat ihre eigene naturräumliche Begebenheit und wurde vom Menschen nach den Kriterien beurteilt, die es ihm ermöglichten, entsprechend seiner Lebensart Fauna, Flora, Raum und
Landschaft für sich nutzbar zu machen
Um ca. 7.500 Jahre v.h., trafen in kleineren Gruppen erste Bauerngesellschaften aus Südosteuropa kommend, auch im Gebiet der südlichen Rheinebene ein.
Die fruchtbaren gut durchwässerten Löslandschaften der Vorbergzonen des Schwarzwaldes sowie der Vogesen jenseits des Rheines im Westen waren ideale Räume, wo die Menschen erste Siedlungen
errichteten.
Wasser und fruchtbarer Boden waren die wichtigsten Kriterien zur Auswahl eines Siedlungsplatzes. Zahlreiche kleinere Bäche entwässerten die Vorbergzonen von Vogesen und Schwarzwald, so dass sich
überflutungssicher, von zwei Seiten durch Bäche begrenzt, halbinselartige Situationen ausbildeten. Eine ganzjährige Wasserversorgung war gesichert, so dass diese Geländesporne für den Hausbau bestens
geeignet waren.
Es bildeten sich, nördlich von Straßburg ausgehend, in rascher Folge die ersten Siedlungskammern aus, die sich über den Rhein hinweg in den Bereich des nördlichen Kaiserstuhles und südlich des
Tuniberges ausbreiteten.
Die Bandkeramiker waren allerdings nicht die einzigen bäuerlich lebenden Menschen, die in in diese Siedlungskammer eingewandert sind.
In etwa zur gleichen Zeit, traf eine zweite Menschengruppe von Südfrankreich kommend, mit ihren Vieherden in das beschriebene Siedlungsgebiet ein.
Im Unterschied zur sesshaften Wirtschaftsweise der Bandkeramiker (Ackerbau und Viehzucht), waren sie Hirten und Viehzüchter.
Kulturhistorisch werden die beiden Menschengruppen, in die „bandkeramische Kultur" sowie in die Gruppe der „La Hoguett-Kultur"getrennt aufgeführt.
Die Bandkeramiker sind entlang der Donau in den mitteleuropäischen Raum eingewandert.
Die Menschen der La Hoguett-Kultur, genannt nach einem Ort in der Normandie, wo zuerst ihre Spuren entdeckt wurden, sind über den nördlichen Mittelmeerraum, über Südfrankreich auch in die Rheinebene
vorgestoßen.
Kulturspezifisch sind die beiden Menschengruppen durch zwei Hauptmerkmale zu unterscheiden. .
Neben der Keramikverzierung, sind die Tongefäße der La Hoguett-Gruppe, mit Knochenmehl gemagert.
Die Tongefäße der Bandkeramiker wurden, von wenigen Ausnahmen abgesehen, mit Mineralstoffen (körnigen Sand) gemagert.
Diese Magerungsbestandteile, die der Tonmasse vor dem brennen zugemischt werden, verhindern beim eigentlichen Brennvorgang eine Rissbildung, so dass die Gefäße ihrem angedachten Zweck entsprechend
genutzt werden können.
Im Gegensatz zum Hirtenvolk der La Hoguett-Kultur, wo es nur Spuren einiger „fliegenden Bauwerke" (leicht aufzurichten und wieder aufzubauen) gibt, sind bei den Bandkeramikern, die Spuren von Pfostensetzungen massiver Gebäude, als Befund in Lösboden zu erkennen.
Bei großflächigen Ausgrabungen in Bischoffsheim, einem Ort oberhalb von Straßburg, ist bei Grabungen eine große Anzahl von bandkeramischen Hausgrundrissen aufgedeckt worden. Bei Ausgrabungen in
Bischoffingen a. Kaiserstuhl und eine Suchgrabung in Mengen Gewann Abtsbreite, bestätigen erstmals dass die Bandkeramiker auch im Gebiet des südlichen Breisgau Häuser errichtet haben.
Sie bezeugen, durch die Art ihrer Anordnung und Ausrichtung, dass die Siedlungsplätze über einen größeren Zeitraum in mehreren Phasen genutzt wurden.
Neben der Anairdnung der Hausgrundrisse sind anhand von bestimmten Anordnungen der Pfostenstellungen eine fortschreitende Konstruktiv und Zimmereitechnik zu belegen.
Besonders hervorzuheben ist bei einem Hausgrundriss der in Bisschofingen freigelegt wurde, eine spezielle Pfostenkonfiguration die von den Archäologen als „Y-Pfostenstellung" bezeichnet
wird. Dieses Haus ist in eine sehr frühe Phase der bandkeramischen Entwicklung zuzuordnen.
Weitere Hausgrundrisse sind einer jüngeren Phase der Besiedlung zuzuweisen.
Da die Menschen der La Hoguett Gruppe wegen einer nomadisierenden Weidewirtschaft keine festen Behausungen kannten, ist davon auszugehen, dass sie sich nach eintreffen in bandkeramische
Siedlungsgebiete assimiliert in der bandkeramischen Kultur aufgegangen sind.
Die letzten Spuren ihrer eigenständigen Anwesenheit sind im Gebiet des nördlichen Kaiserstuhles nachzuweisen.
Hier hat Dr. Horst Stöckl ein ehrenamtlich beauftragter Mitarbeiter der Landesdenkmalpflege, entsprechende Tonscherben aufgelesen.
Eine weitere Siedlungskammer der bandkeramischen Kultur breitete sich im südlichen Elsass aus, wobei wie zuvor beschrieben sich einzelne Dorfgemeinschaften über den Rhein hinweg, bis in den Bereich des südlichen Kaiserstuhls und dem Tuniberg Siedlungen errichteten.
Die früheste bekannte Siedlung im südlichen Breisgau ist bei Schallstadt-Mengen aufgefunden worden.
Hier wurden bei einer Suchgrabung die der Verfasser durchgeführt hat, auch Spuren von Pfostensetzungen freigelegt die einen Hinweis auf massiv errichtete Häuser gegeben haben.
Rückschlüsse auf komplexe Gebäudestrukturen konnten, wegen der nur kleinflächigen Ausgrabung nicht gemacht werden.
Anhand der Keramikverzierung allerdings ist zu erkennen, dass es wie im Gebiet der nördlichen Siedlungskammer um Straßburg, und nördlichen Käiserstuhl die Besiedelung auch hier recht früh eingesetzt
hat.
Prof. Jeneuss Archäologe an der Universität Straßburg und Dr. Horst Stöckl beides Experten in der Bestimmung bandkeramischer Keramik, haben anhand der „ausgegrabenen" Keramik das Alter der ersten Besiedelungsphase in Mengen auf den Zeitraum um ca. 5.500 v.Chr. bestimmt.
Neueste Ausgrabungen in Bischoffingen, einer Gemeinde im nördlichen Breisgau, im Gebiet des Kaiserstuhles, erbrachten erstmals für den Breisgau, Erkenntnisse über drei vollständig erhaltene Hausgrundrisse der bandkeramischen Kulturstufe zu Tage.
Zunächst nur aufgrund von vorläufigen Analysen der Keramik, sowie aus der Art der Pfostensetzungen im Befund, hat hier die Besiedelung im „frühen Stadium" der Bandkeramik begonnen. Das wird durch eine sogenannte Y-Pfostenstellung im Befund eines freigelegten Hausgrundrisses belegt.
Das lässt darauf schließen, dass hier entweder ein überdachter Eingang, oder Fensteröffnungen (Gauben) eingebaut worden sind. (Die Y-Pfostenstellung im Bandkeramischen Hausbau)
Zwischen den zwei Siedlungskammern nördlich und südlich von Straßburg und ihren Ausläufern östlich des Rheines, nördlich und südlicher Kaiserstuhl sind anhand unterscheidbarer Keramikverzierungen, Kriterien einer kulturellen Trennung beider Siedlungskammern festzustellen (!?), das aber nicht ausschließt dass es zwischen beiden Siedlungsgebieten einen regen Kontakt gegeben hat.
Kontakte die darüber hinaus bis in das Gebiet des Pariser Beckens nachgewiesen werden können.
Entsprechend verzierte Tonscherben aus dem nördlichen Elsass, verschiedene Pfeilspitzen aus Silex, sowie Augit einem amorphen Vulkangestein, das nur im Bereich des nördlichen Kaiserstuhles
vorkommt, wird durch deren Auffinden in der bandkeramischen Siedlung von Mengen, dass zur Herstellung von werkzeugen und Tonerzeugnisse das gebiet weiträumig genutz wurde. Augit wurde als
Magerungsmittel für Feinkeramik verwendet.
Es wurde in Gefäßen verararbeitet und als Rohmaterial in der bandkeramischen Siedlung in Mengen aufgefunden.
Mit fortschreitender Neolithisierung fand eine weitere nach „Lokalen Gruppen" zu unterscheidende Aufspaltung zu spätbandkeramischen Siedlungen statt. Zu erkennen ist dies daran, dass die zuerst
vorhandenen „kultisch zu begründenden Gefäßverzierungen" (Linearband), in einen an Ornamenten orientierten Verzierungsstiel überging.
Bandkeramische Siedlungen mit diesen speziellen Merkmalen der Gefäßverzierungen, sind sowohl am Hauptfundort bei Schallstadt-Mengen wie im Bereich von Sekundärsiedlungen bei
Freiburg-Opfingen und Freiburg-Tiengen aufgefunden worden.
(Stadt Freiburg Museum für Uhr und Frühgeschichte im Colombi Schloss).
Weitere Umwälzungen in der neolithischen Kulturgeschichte fanden im Übergang der Bandkeramik zur Großgartach- Rössener-Kulturstufe statt.
Gerade im Gebiet von Schallstadt-Mengen sind vom Verfasser Fragmente eines Tongefäßes dieser Zeitepoche aufgefunden worden.
Dieses Fragment ist anhand der Verzeirung einer Unterstufe dieser Kultur, der Wauwiler Gruppe zuzuweisen. (WWW Göttinger-Typentafel.de)
Sepp Albrecht